Die Geschichte des Sports in Woltersdorf
zusammengestellt von Frank und Marion Thomas
- Die ersten Vereine
- Die Neugründung der Vereine in der DDR
- Der Verein nach der politischen Wende in der DDR
- Der neue Sport- und Freizeitpark
Die ersten Vereine
Die Anfänge des organisierten Sports in Woltersdorf gehen auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück. 1888 gründete sich der Männer-Turnverein Woltersdorf, dessen Mitglieder auch überregional Lorbeeren erkämpften. Trainingsstätte war der große Saal im Lokal zum Dampfboot in der Kalkseestraße, der später zu DDR-Zeiten als Kino (Korso-Lichtspiele) genutzt und inzwischen zu einem Wohngebäude mit herrlichem Blick auf den Kalksee umgebaut wurde.
Im Jahr 1913 schlossen sich junge Arbeiter zum Woltersdorfer Sportclub zusammen, doch der Ausbruch des ersten Weltkrieges machte dem Arbeitersport ein schnelles Ende, weil alle Vereinsmitglieder als Soldaten auf die kaiserlichen Schlachtfelder ziehen mussten.
Nach Ende des Krieges wurde der WSC als Woltersdorfer Sportclub 1919 neu gegründet. 1920 schloss er sich dem Arbeiter-Turner-Bund (ATB) an. Die Fußballer spielten in der Märkischen Spielvereinigung (MSV), in der nur Fußballer organisiert waren. Die ersten Spiele bestritt der als WSC 1919 in den Folgejahren auf einem Rasen-Provisorium – einen ordentlichen Sportplatz gab es zu dieser Zeit in Wolterdorf noch nicht. Erst 1924 wurde der erste Sportplatz an der Fasanenstraße als Rasenplatz angelegt. Dieser Standort sollte für 82 Jahre der einzige Fußballplatz in der Berliner Randgemeinde bleiben. Dort trug der MSV auch mehrere Solidaritätsspiele aus, deren Einnahmen der Internationalen Arbeiterhilfe zur Verfügung gestellt wurden.
Neben Turnern und Fußballern existierte seit den 20er Jahren auch eine Ortsgruppe des Arbeiter-Radfahrer-Bundes „Solidarität“. Dieser A.R.B. machte unter Leitung von Georg Krasel das Kunstradfahren in Woltersdorf hoffähig. Gemeinsam mit seinem Sportfreund Alfred Lück erkämpfte Krasel unter anderem den Titel des Berliner Jugendmeisters im Zweierkunstfahren.
Um die Entwicklung des Arbeitersports voran zu treiben, wurde 1925 die Freie Turnerschaft Woltersdorf gegründet. Regelmäßig nahmen die Woltersdorfer Turner an Gruppen-, Bezirks- und Kreissportfesten teil.
Als 1926 die Bundesschule in Leipzig eingeweiht wurde, waren Sportler der Freien Turnerschaft dabei. In Ermangelung von Finanzen wurden viele Turngeräte entweder selbst gebaut oder aus Einnahmen aus Veranstaltungen sowie durch Spenden finanziert. Später schlossen sich der WSC 1919 und die Freie Turnerschaft zur Turn- und Sportvereinigung Woltersdorf zusammen. Auch nach der Vereinigung hatten die Fußballer die meisten Mitglieder und die Anhänger.
Ende der 20er Jahre tobten heftige politische Kämpfe innerhalb der Arbeitersportbewegung. So schloss der Bundesvorstand des Arbeiter-Turn- und Sportbundes unter anderem die Turn- und Sportvereinigung Woltersdorf sowie den Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität“ aus. Diese ausgeschlossenen Vereine fanden sich daraufhin in der „Kampfgemeinschaft Rote Sporteinheit“ zusammen, die alle Sportarten umfasste.
In Woltersdorf bildeten von nun an Radfahrer, Fußballer, Turner und der Spielmannszug einen Verein, der unter dem Namen Arbeiter-Sport-Verein (ASV) bekannt wurde. Zum ASV gehörte eine große Kindersparte mit über 100 Mitgliedern.
Höhepunkte des Vereinslebens waren die Fußball-Vergleiche mit tschechischen Arbeitersportlern am 16. August 1932 in Woltersdorf und nur sieben Tage später in Erkner gegen eine französische Mannschaft. Die erlöse der Spiele stellten die Woltersdorfer zur Finanzierung der Befreiung politischer Gefangener und zur Unterstützung der Familienangehörigen politisch Gefangener zur Verfügung.
Die Neugründung der Vereine in der DDR
Die SG Woltersdorf
Nachdem der Sport in den Kriegsjahren fast gänzlich zum Erliegen kam, formierten sich schon im August 1945 wieder Kräfte, die das Sporttreiben in Woltersdorf organisieren wollten. Mit der Aufstellung einer Handball-Mannschaft wurde der Anfang gemacht.
1950 wurde ein provisorischer Sportausschuss beim Rat der Gemeinde durch Bürgermeister Biedermann einberufen, der am 11. Mai zur Gründung der SG Woltersdorf aufrief. Neben 20 Fußballern gehörten auch je 20 Turner und Tischtennis-Spieler sowie fünf Gymnastinnen zu den ersten Mitgliedern des neuen Vereins, der in der Gaststätte „Alter Krug“ gebildet wurde.
Zunächst entstanden die Sektionen Fußball, Tischtennis und Turnen/Gymnastik. Während Turner und Gymnastinnen den Verein schon im Folgejahr wieder verlassen, verfünffacht sich 1951 die Zahl der Kicker, auch die Zahl der Tischtennis-Spieler nahm zu. Die Handballerinnen eröffnen eine eigene Abteilung und nehmen gleich am Wettkampfbetrieb teil. Ende 1951 hat der Verein schon über 160 Mitglieder.
Am 21. Dezember 1950 gründet sich in der SG Woltersdorf die Sektion Fußball. Gleich in ihrer ersten Saison spielen die Männer in der 2. Kreisklasse ganz oben mit. 1200 Zuschauer kommen im Sommer 1951 auf den Woltersdorfer Sportplatz, als die SG im entscheidenden Spiel gegen Wernsdorf nur ein 1:1 erreicht und damit den Aufstieg haarscharf verpasst.
Die BSG Einheit Woltersdorf
Am 11. März 1953 wird auf den Fundamenten der SGW die Betriebssportgemeinschaft BSG Einheit Woltersdorf gegründet. Finanzielle Unterstützung erhält die neue BSG vor allem von der Gewerkschaft Unterricht und Erziehung. Im Gründungsjahr zahlt die Gewerkschaft 648,77 DDR-Mark, später bewegen sich die Zuwendungen um die 1000,00 Mark jährlich, in Ausnahmefällen (1956) sogar bei 2777,24 Ost-Mark. Mit Beginn der 60er Jahre tragen auch der Woltersdorfer Elektromaschinen- und Anlagenbau (WEA) und die Elektromechanischen Werkstätten (EMW) ganz maßgeblich zu Finanzierung des Sportvereins bei.
Für die Fußballer der BSG Einheit geht es immer hin und her zwischen der Berliner Stadtliga und den Ligen des Kreises Fürstenwalde bzw. des Bezirkes Frankfurt (Oder). 1951 bis 1955 sowie 1963 bis 1973 spielen die Kicker in den Ligen der DDR-Hauptstadt, ansonsten werden sie in die Klassen des Bezirkes Frankfurt eingegliedert, obwohl die Erreichbarkeit der gegnerischen Spielorte viel schwieriger und somit der finanzielle Aufwand viel höher ist, als bei den von den Woltersdorfern immer angestrebten Spielen in Berlin.
Nachdem zwischen 1954 und 1958 die Bezirksklasse die Stammliga der Woltersdorfer wird, gelingt im Jahr mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Frankfurt (Oder) – der damals dritthöchsten Liga der DDR – der größte sportliche Erfolg. Allerdings gibt es in der Premieren-Saison mit nur 9:35 Punkten und 30:80 Toren nicht viel zu holen: Der sofortige Abstieg ist die Folge. Nie wieder sollte Woltersdorf in den Folgejahren solche Höhenluft schnuppern können.
Kennzeichnend für das Vereinsleben in Woltersdorf war von Anbeginn eine ausgezeichnete Nachwuchsarbeit in der Fußball-Abteilung. Von BSG-Gründung im Jahr 1953 bis Ende der 80er Jahre spielten immer drei bis fünf Mannschaften aller Altersklassen in den Spielklassen des Kreises Fürstenwalde eine gute Rolle, erkämpften auch nicht selten den Titel des Kreismeisters. Insgesamt waren somit stets sechs bis sieben Mannschaften der BSG im aktiven Spielbetrieb, den Rekord gab es in der Saison 1968/69 mit der Meldung von sogar neun Teams aller Altersklassen.
Die meisten Mitglieder zählte die Fußball-Abteilung jedoch Anfang der 80er Jahre, als über 200 Woltersdorfer dem runden Leder hinterher jagten. So ist es kein Zufall, dass im Jahr 1980 auch der höchste Mitgliederstand (268) zu DDR-Zeiten erreicht wurde. Neben den Fußballern gab es in den 80er Jahren nur noch die immer stabile Sektion Gymnastik (1980: 51 Mitglieder) und die kleine Sektion Akrobatik (1980: 8 Mitglieder). Die Tischtennisspieler (1950 – 1961) hatten sich zu diesem Zeitpunkt ebenso aus der BSG Einheit verabschiedet wie die Handballerinnen (1951 – 1953), die Turner (1950 sowie 1967/68), die Ruderer (1950) und die Segler (1955 – 1960), die 1960 zur BSG Chemie Erkner wechselten.
Nur vier Jahre fanden die Motorradsportler in der BSG ihre Heimat, ehe sich 1958 der Allgemeine Motorssport-Verband (ADMV) gründete und als MC Woltersdorf die Einheit-Mitglieder um sich scharte. Der MC Woltersdorf organisierte von da an in den Kranichsbergen hochkarätige Wettkämpfe im Motocross, die sich landesweiter Beteiligung erfreuten. Am 21. Juni 1959 wurde erstmals ein deutscher Meisterschaftslauf im Moto-Cross organisiert, den 10 000 Zuschauer besuchten. 1962 wird erneut eine Meisterschaft in Woltersdorf ausgetragen, ab 1965 finden die Rennen sogar jährlich am Kranichsberg statt. Auch sportliche Erfolge für den MCW blieben nicht aus. Sportfreund Rauer wurde 1964 und 1965 jeweils Dritter der DDR-Meisterschaft in der A-Klasse, Klaus Scholz wird 1965 Vizemeister und 1966 Dritter der Klasse B. Bernhard Pietsch holt 1967 sogar den DDR-Meistertitel in der Klasse C nach Woltersdorf.
Neben den Jahreshauptversammlungen der BSG, die meist im „Alten Krug“ durchgeführt wurden, waren anfangs die Maskenbälle in der HO-Gaststätte Bellevue am Flakensee eine schöne Tradition des Vereinslebens. Später organisierte die BSG Einheit mehrfach eine „italienische Nacht“ im „Seegarten“, Mond-scheinfahrten von der Gaststätte „Liebesquelle“ oder die beliebten Sportlerbälle mit bis zu über 200 Gästen im „Alten Krug“ oder der Gaststätte „Schönblick“. Eine einprägende Veranstaltung war das 40-jährige Jubiläum des Arbeitersports in Woltersdorf, das am 7./ 8. August 1959 mit vielen sportlichen Vergleichen begangen wurde. Typisch für die DDR-Zeit auch immer wieder organisierte Demonstrationen durch den Ort – ob zum 1. Mai oder zu Vereinsjubiläen – an denen Veteranen des Arbeitsports ebenso wie zahlreiche Kinder und Jugendliche der BSG teilnahmen.
Problemkind der Woltersdorfer Fußballer war nach dem Krieg stets der Sportplatz. Der alte Rasenplatz war durch den starken Spielbetrieb und die gleichzeitige Nutzung durch die Schule stark abgenutzt. Nach rund 15-jährigem Drängen der Vereinsmitglieder und dem Druck des Staatlichen Komitees für Körperkultur und Sport wurden 1970 endlich rund 70 000 Ost-Mark zur Schaffung eines neuen Belages durch den Rat des Kreises und den Rat der Gemeinde bewilligt. Doch auch als der Platz dafür durch die GPG Flora in Schöneiche instand gesetzt und am 6. Juli 1970 übergeben wurde, rissen die Probleme nicht ab. In dieser Zeit wurde der Begriff von der „Schmirgelscheibe“ geprägt, die bei den Gegnern im gesamten Kreis verhasst war.
Obwohl die Fußballer viele Eigenleistungen erbrachten, sich so unter anderem 1975 einen Clubraum im kleinen Funktionsgebäude auf dem Sportplatz schufen, überstiegen die Anforderungen an die Pflege eines solchen Hartplatzes eindeutig die Fähigkeiten und Kompetenzen der Sporttreibenden. Die stetige Missachtung der Pflegevorschriften erwies sich somit folgerichtig als dauerhaftes Ärgernis für die Qualität des Platzes.
Der Verein nach der politischen Wende in der DDR
Am 27. Juli 1990 kamen 15 Woltersdorfer auf dem Sportplatz Fasanenstraße zusammen, um die Gründung eines neuen Vereins zu beschließen.
Nach dem Wegfall der Sportförderung durch die Geldgeber aus DDR-Zeiten beschlossen die Sportler die Bildung des SV 1919 Woltersdorf, zum ersten Vorsitzenden wurde Wolfgang Götze gewählt. Am 13. März 1991 wurde der Verein unter der laufenden Nummer 198 des Vereinsregisters des Kreisgerichts Fürstenwalde eingetragen. Die Jahreszahl im neuen Vereinsnamen geht auf die Anfänge des Arbeitersport-Vereins in Woltersdorf zurück.
Stetig wuchs im Verein, der sich auch mit seiner Satzung auf die neuen Bedingungen des Vereinssports im vereinten Deutschland eingestellt hatte, die Zahl der Mitglieder. Vor allem in den Abteilungen Fußball, Gymnastik und Tischtennis war im Zusammenhang mit dem Zuzug vieler Berliner nach Woltersdorf und der Vergrößerung der Einwohnerzahl von 4000 auf 7500 in den 90er Jahren ein enormer Zulauf im Verein zu verzeichnen.
Der Start in das vereinte Deutschland verlief für die Woltersdorfer Fußballer überaus erfolgreich. Im Spieljahr 1992/93 wurden sie Meister der Spreeliga und schafften den Aufstieg zur Landesklasse Ost. Dort hielt man sich nur eine Saison. Seither ist die Spreeliga die angestammte Spielklasse.
Eine gute Rolle auf Kreisebene spielten von Jahr zu Jahr die Nachwuchsfußballer, denen auch nach der Wende diverse Meistertitel gelangen. Jedoch war selten eine lückenlose Besetzung aller Altersklassen im Verein gegeben. Dies verhinderte oft, dass selbst im Falle des Gewinns von Kreismeistertiteln für die kommende Saison auf einen Aufstieg in eine Spielklasse auf Landesebene verzichtet wurde, da dieses Startrecht von der nächstfolgenden Altersklasse hätte wahrgenommen werden müssen.
Großer Beliebtheit erfreuten sich im Verein die seit 1958 jährlich ausgerichteten Sommersportfeste für Groß und Klein. Sie waren stets beliebte Anziehungspunkte für Hunderte Woltersdorfer und lockten auch viele sportliche Gäste aus Berlin oder Brandenburg an. Zu einer guten Tradition entwickelten sich zudem die Jahresabschluss-Feiern mit großer Tombola und die Beteiligung des SVW 1919 an den Sommerfesten der Gemeinde auf der Maiwiese.
Der neue Sport- und Freizeitpark
Am 16. September 2006 begann mit der Einweihung des neuen Sport- und Freizeitparks in der Woltersdorfer Hochlandstraße ein neues Kapitel der Vereinsgeschichte. Mit der offiziellen Übergabe des Areals an den Fuchsbergen verfügen alle Bürger der Gemeinde – vom Baby bis zum Rentner, wie es Bürgermeister Wolfgang Höhne ausdrückte, nun über eine Anlage, „um die uns viele umliegende Gemeinden beneiden werden.“
Er dankte bei seiner Eröffnungsansprache im strahlenden Sonnenschein vor 600 Besuchern „all jenen, die diesen Irrsinn in die Gänge gebracht haben“, dem Architekten Gifhorn, den Baufirmen und vor allem der Landesregierung, die mit der Breitstellung von 450 000 Euro zur Altlastensanierung das bisher wohl größten Infrastruktur-Projekts der Gemeinde ermöglicht hatten.
Über 200 Tonnen Sondermüll, 900 Tonnen Boden mit Störstoffen und 1000 Tonnen Bauschutt mussten abtransportiert werden, um die Grundlage für den neuen Kunstsand-Platz zu schaffen. „Wir haben einen Sportplatz gebaut und einen Müllskandal beseitigt”, sagte Höhne. Innerhalb kürzester Zeit war es gelungen, den neuen Sportkomplex, der bislang rund 3,1 Millionen Euro kostete, den Woltersdorfern zur Nutzung zu übergeben.
Erhard Graf, der Vorsitzende des SV 1919, sprach bei der Übergabe von einer historischen Stunde in der Geschichte der Gemeinde. Inzwischen ist auch das Funktionsgebäude voll funktionsfähig, und am 1. April 2007 wurde mit der Minigolf-Anlage bereits der nächste Komplex auf dem Sportplatzgelände übergeben. Ein Spielplatz und ein Sportplatz-Bistro sind nächsten Ziele der Woltersdorfer.