Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am gestrigen Abend stärkten die meisten Sportler unseres Vereins ihrem Vorstand den Rücken und begrüßten die außergewöhnliche Maßnahme, die Nutzungsverträge mit dem Eigenbetrieb für die Woltersdorfer Sportstätten für den Monat August zu kündigen.
Es ist also unumstößlich: Im August wird auf dem Sportplatz sowie in den beiden Hallen kein Trainingsbetrieb des SVW stattfinden. Die meisten der zehn Abteilungen haben sich Alternativen bei befreundeten Sportvereinen der Umgebung gesucht und Asyl gefunden. Außerdem kann Lauf- und Konditionstraining an oder auf öffentlichen Plätzen der Gemeinde stattfinden.
Vereinsvorsitzender Stefan Richter begründete die Notwendigkeit der Kündigung mit der Finanzlücke im Budget des SVW, die vor allem auf den immens hohen Mietforderungen beruhe. Da der Mietzuschuss seitens der Gemeinde – was von ihr als „Förderung des Sports“ verkauft wird – immer geringer wird, sind die Mietzahlungen künftig nicht mehr zu stemmen. Die für August gesparte Mietzahlung entspricht etwa der Finanzlücke des Vereins.
Stefan Richter zeichnete noch einmal den langen Weg der Bemühungen seitens des Vorstands, mit allen Gemeindevertretern sowie der Verwaltung ins Gespräch zu kommen, ihnen das Dilemma des SVW zu erklären und um Unterstützung zu bitten. Doch dies traf leider bei der Mehrheit auf Unverständnis und Ablehnung. Dennoch wolle man weiter im Gespräch bleiben und gemeinsam nach neuen Konzepten und Lösungen suchen.
In der anschließenden Diskussion wurden Fragen beantwortet sowie Meinungen und Zweifel diskutiert sowie mit Gerüchten um den „Auswanderwillen“ des Vereins aufgeräumt. Auch machten sich viele Sportfreunde Luft ob des unerträglichen Zwists mit der Gemeinde und fanden es richtig, ein Zeichen zu setzen und nicht alles widerspruchslos hinzunehmen.
Passend zu den Themen des Abends – wirtschaftliches Denken und Arbeiten sowie Heimstätte für den Sportverein – dann das „Nach-der Versammlung“:
Von den über 100 anwesenden Mitgliedern verspürte mehr als die Hälfte das Bedürfnis, bei Frischgetränken in gemütlicher Runde noch ein wenig weiter zu diskutieren. Doch mit dem Bistro-eigenem Charme wurden sie mit deftigen Worten des Saales verwiesen. So fand unser Vereinsleben einmal mehr auf dem Vorplatz im Stehen statt…
@Karsten Heidt: Ich bin gerne bereit meiner Abteilung mal was zu spenden – hab ich auch in der näheren Vergangenheit bereits einmal getan – aber nicht für noch höhere Hallennutzungsentgelte, die ohnehin schon abenteuerlich hoch angesetzt sind.
Es kann nicht die Aufgabe des Vereins sein Fehlplanungen der Gemeinde auszubaden, oder gar einen Eigenbetrieb zu subventionieren der ganz offensichtlich nicht wirtschaftlich effizient arbeitet (wenn man allein schon die Öffnungszeiten und das Konzept des Bistros betrachtet…).
Ein in der Gesamtrelation so geringer Überschuss zeigt nur, dass der Verein nicht gerade auf die Pleite zusteuert. Mehr aber auch nicht. Bei steigender Mitgliederzahl ist es durchaus vernünftig etwas mehr Reserven aufzubauen.
Wenn die Gemeinde ihre finanzielle Lage verbessern will, dann sollte sie mal überlegen, wie sie mit Gewerbe umgeht. – Gewerbe, das im Ort auch längerfristig Steuern zahlt, und nicht irgendwelche Immobilienprojekte.
Es ist wirklich ein Jammer, wie sich die Lage zugespitzt hat und die Gemeindevertretung, aber auch unserer Verein, dabei sind, das gemeinsame Ziel, nämlich die Ausübung von Breitensport in Woltersdorf, aus den Augen zu verlieren – es geht nur gemeinsam in Woltersdorf, ein Standortwechsel wäre ein echtes Armutszeugnis für alle Protagonisten! Wenn die Aussage stimmt, dass Woltersdorf für diese wohl noch nicht einmal zweckmäßige Sporthalle 3,5 Mio. € ausgegeben hat (eine „normale“ Sporthalle dürfte nach meinen Recherchen mit Planung, Außenanlagen etc. für ca. 1,5 Mio. € zu veranschlagen sein), dürfte das ein Fall für den Rechnungshof sein. Es sei denn, die Halle hat Funktionen die weitere Nutzungen (als Veranstaltungsort oder was auch immer) zulassen. Beides ist nicht dem SV anzulasten und etwaige daraus resultierende Mehraufwendungen wären allein von der Gemeinde abzufedern. Andererseits kann ich auch das Verhalten des SV nicht vollumfänglich nachvollziehen: da wird als gemeinnütziger Verein (unnötigerweise?) ein Überschuss ausgewiesen (hätte man von diesem Betrag nicht dringend erforderliches Material kaufen können oder den Trainern eine Anerkennung zukommen lassen können, z.B. für Fahrgeld?) und verweigert, diesen auf die beantragte „Förderung“ anzurechnen – als Gemeindevertreter hätte ich auch ein Problem damit. Das es sich formal um eine Förderung handelt, die seitens der Gemeinde entsprechend zu behandeln ist, dürfte unstrittig sein, egal ob es sich um ein Spiel „linke tasche, rechte Tasche handelt“ und nur ein Ausgleich für überhöhte Kosten ist oder nicht. Hier muß die Gemeinde mit einem kräftigen Nachlass auf der Miete reagieren, was sie ja bislang auch getan hat und sicherlich auch weiterhin tun wird. Mit Sportförderung hat das allerdings wenig zu tun, es handelt sich nur um einen völlig berechtigten Ausgleich für offensichtlich überhöhte Kosten! Unabhängig von dieser von mir sicherlich nicht abschliessend zu beurteilenden wirtschaftlichen Ausgangslage möchte ich grundsätzlich auch anmerken, dass ich einen Monatsbeitrag von 15 € für absolut günstig halte (auch wenn andere Vereine mit geschickterer Gemeindevertretung deutlich weniger verlangen müssen) und auch kein Problem mit einer angemessenen Beitragssteigerung hätte, selbst wenn sie tatsächlich auf ein Versagen der Gemeindevertretung beim Bau der Sporthalle basiert. Auch finde ich es zumutbar, mein Trikot etc. aus eigener Tasche zu zahlen (mit welcher Berechtigung soll dieses ein Woltersdorfer Bürger tun, zumal ich noch nicht einmal in Woltersdorf wohne?!). Wenn ich mich schon einmal auskotze: Unerträglich finde ich es, dass die Duschen in unserer Halle nur mit Entgelt funktionieren: ich habe noch keinen Jugendlichen duschen sehen und unsere Gäste können über diese weitere Woltersdorfer Eigenart auch nur schmunzeln… .
Schlussatz: ich finde, wir haben in Woltersdorf insgesamt gute Voraussetzungen, unseren Sport auszuüben und bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft der Fall sein wird, zumindest habe ich den Eindruck, dass unser Vorstand aber auch die Gemeindevertreter daran arbeiten und sich zusammenraufen werden! Sport frei!!